Wie ökologisch wirtschaften wir eigentlich? Diese Frage stellen wir uns immer wieder. Denn auch wir als Demeter-Betrieb sind aktuell noch abhängig von endlichen Ressourcen, vor allem in Form von Diesel. Aber auch mit unserer Vermarktung und sonstigen Betriebsmitteln produzieren wir ebenfalls Müll, der nur bedingt recycelt werden kann. Als landwirtschaftlicher Betrieb können wir aber einen großen Beitrag zu einer besseren Nachhaltigkeit leisten. Diese Leistungen werden vermutlich auch zukünftig von der Politik und der Gesellschaft stärker gefordert.
Vor diesem Hintergrund haben wir an einer unabhängigen Nachhaltigkeitsanalyse vom Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) teilgenommen. Mit dem Analyse- und Bewertungstool SMART (Sustainability Monitoring and Assessment RouTine) wurde unser Betrieb erfasst und ausgewertet. Dieses Tool wird oft bei größeren Unternehmen eingesetzt. Dabei wurden vier verschiedene Bereiche  unterteilt: Gute Unternehmensführung, Ökologische Integrität, Ökonomische Resilienz und Soziales Wohlergehen.

Es gibt eine Gesamtbewertung, aber auch jeder Teilbereich hat nochmal eine eigene Bewertung, welche in einer separaten Grafik dargestellt wird. Wichtig ist zu wissen, dass es teilweise nicht möglich ist die volle Punktzahl (100%) zu erreichen, da oft Maßnahmen gefordert werden, die bei uns nicht erfüllt werden können, bzw. für einen landwirtschaftlichen Betrieb auch viel zu teuer wären. Oder die Maßstäbe sind etwas ungenau gesetzt. Es ist also nicht möglich überall im dunkelgrünen Bereich zu sein. Da diese Analyse aber gerade im weltweiten Testphase ist, um sie in ökologisch wirtschaftenden Betrieben anzuwenden, darf die Bewertungen nicht allzu streng gedeutet werden.

 

PDFs:

 

Zu gewissen Bewertungen wollen wir deswegen Stellung beziehen:

„In der Betriebsbilanz werden externe ökologische sowie soziale Kosten und Nutzen nicht berücksichtigt“

Sowas ist heutzutage auch noch nicht möglich.

 

„Der Betrieb achtet beim Einkauf der wichtigsten fünf landwirtschaftlichen Betriebsmittel nicht bzw. eher nicht darauf, ob diese sozialverträglich produziert wurden bzw. sozialzertifiziert sind.“

Hier dreht es sich vor allem um Diesel, Putzmittel und Käsereikulturen. Leider gibt es hier keine oder nur geringe Optionen. Gerne würden wir sozialverträgliche Produkte zukaufen.

 

„Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass Hofdünger von antibiotikabehandelten Tieren ausgebracht wird.“

Falls eine Kuh mit Antibiotika behandelt wird, können wir sie nicht separieren von der Herde und somit deren Mist getrennt behandeln.

 

„Der Betrieb unterstützt oder beteiligt sich nicht an politischen oder gesellschaftlichen Aktivitäten für die Verbesserung von Regelungen (Gesetzen) im Umwelt- und/oder Sozialbereich.“

Hier ist gemeint, dass man sich im Gemeinderat oder einem anderen politischen Amt engagiert. Wir beteiligen uns an Demos, sind aktives Mitglied bei diversen Verbänden, die sich wiederum für politische Veränderungen einsetzen. Dies hat aber leider nicht gezählt.

 

„Ein wesentlicher Anteil der Dauergrünlandfläche wird intensiv bewirtschaftet.“

Wir sind ein reiner Heumilchbetrieb und schneiden unsere Flächen nur 2-3 pro Jahr. Dies ist aber noch keine extensive Bewirtschaftung. Trotzdem ist es noch deutlich weniger, als wenn man Silage macht. Hier schafft man oft 2-3 Schnitte mehr.

 

„Pfluglose/reduzierte Bodenbearbeitung wird nicht oder nur auf einem geringen Anteil der landwirtschaftlichen Nutzfläche angewandt.“

Da wir schwere Böden haben, ist es leider nicht möglich für uns auf den Pflug ganz zu verzichten. Ohne ihn hätten wir z.B. ein deutlich größeres Problem mit Beikräutern. Wenn möglich arbeiten wir aber mit einer Untersaat, was den Boden zusätzlich schützt.

 

„Der jährliche Wasserverbrauch des Betriebes pro Hektar ist vergleichsweise hoch.“

Das liegt an usnerer Käserei. Hier wird neben der Reinigung auch beispielsweise viel Kühlwasser bei der Pasteurisation verbraucht. Unter anderem deswegen sind unsere restlichen Käse alle aus Rohmilch.

 

„Betriebliche Abwässer werden nicht oder nur sehr selten wiederverwertet.“

Wir haben eine Zisterne, die wir mit Regenwasser oder Kühlwasser von der Quarkherstellung füllen. Diese ist aber nach dieser Analyse nicht groß genug. Für unsere Kühe müssen wir Leitungswasser verwenden.

 

„Es werden keine Maßnahmen zur Klauenpflege durchgeführt.“

Wir behandeln die Klauen der Kühe nur, wenn sie damit Probleme haben. Wir machen nur keine prophylaktische Behandlung.

 

„Der Betrieb setzt grundsätzlich antibiotische Trockensteller ein.“

Eine Kuh wird etwa 2 Monate vor der nächsten Kalbung nicht mehr gemolken. Das bezeichnet man als Trockenstellen. Hier wurden wir gefragt, ob wir im Jahr 2020 antibiotische Trockensteller eingesetzt haben. Dies war damals bei ein paar Kühen notwendig, da sie eine Euterentzündung hatten und somit nicht einfach Trocken gestellt werden konnten. Wir setzen antibiotische Trockensteller nur dann ein und nicht grundsätzlich!

 

„Es werden keine regelmäßigen Ausbildungsmöglichkeiten angeboten (Lehrstellen etc.) oder die hohe Anzahl der Auszubildenden gefährdet die Qualität der Ausbildung.“

Auch hier macht das System aus unsere einen Ausbildungsstelle eine falsche Aussage. Wir haben pro Jahr eine/-n Auszubildenden. Dies ist nach den Vorgaben von SMART zu wenig. Mehr ist aber für uns nicht machbar, da wir vor allem nicht genug Wohnraum haben.

 

„Die durchschnittliche Arbeitszeit unter der schlechtesten Bedingung ist vergleichsweise hoch und entspricht nicht den Empfehlungen der ILO (der Betriebseigentümer wurde dabei nicht berücksicht).“

Dies trifft, wenn dann vor allem auf unsere Lehrlinge zu. Hier zählen auch Schul- und Lernzeiten zur Arbeitszeit. Alle anderen Angestellten sind nur in Teilzeit oder als Minijobber angestellt.

 

„Die körperliche Arbeitsbelastung durch die Kraftfutterfütterung ist durch den geringen Mechanisierungsgrad des Betriebes hoch“

Wir haben keine automatische Getreidefütterung für unsere Kühe und Schweine. Unseren Kühen füttern wir aber auch relativ wenig Getreide. Die hohe körperliche Belastung bedeutet zwei Mal am Tag 2 Eimer mit jeweils etwa 10 kg Getreide in den Melkstand zu tragen (ca. 12 Meter).